Foto: Kerstin Bausch
Es gibt zwei grundlegende Dinge, die uns antreiben: der Wunsch mit anderen verbunden zu sein und die Neugierde.Genau das bietet die digitale Technik. Gerade Kinder und Jugendliche sind dafür empfänglich/ können sich dafür begeistern. Informationen sind in Sekundenschnelle im Netz abrufbar und über Messenger sind wir mit Menschen weltweit verbunden.
Die Mehrheit der Kinder und Jugendliche erleben das Internet als positiv. Aber nicht alle Erfahrungen sind gut.
Was brauchen Kinder und Jugendliche, damit sie sich sicher in diesem „Raum“ bewegen können und das Gefühl behalten Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können? Was brauchen junge Menschen, damit sie der Dynamik im Netz nicht hilflos ausgeliefert fühlen! Mit welchen Fragen sind Sie als Fachkräfte im Berufsalltag konfrontiert? Welche Fragen richten Eltern an Sie?
Diesen Fragen möchten wir mit Expert*innen nachgehen.
Am Nachmittag werden wir uns in Workshops damit beschäftigen, wie wir Kinder und Jugendliche in unserer pädagogischen Praxis auf ihrem Weg in die digitale Welt begleiten können.
Vortrag von Frau Dr. Ruth Festl
Pädagogin, Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin
„Digitale Medien im Jugendalter – Nutzung, Folgen und die Bedeutung von sozialen Kompetenzen“
Der Vortrag thematisiert positive und negative Aspekte und Folgen der Nutzung von digitalen Medien im Jugendalter und geht dabei speziell auf die Relevanz sozialer Kompetenzen in digitalisierten Lebenswelten ein.
Workshop
Eva Borries Diplom-Erziehungswissenschaftlerin
Medien und Sexualität am Beispiel „Sexting“
Was brauchen junge Menschen für einen souveränen Umgang mit Sexting?…vor allem brauchen junge Menschen eines: Erwachsene, die offen, reflektiert und
kompetent an das Thema herangehen, und die sich trauen darüber zu sprechen. Egal ob in der Schule, in der Beratung oder im Elternhaus – das Thema Sexting kommt früher oder später mal auf den
Tisch. Deswegen bringt der Workshop „Medien und Sexualität am Beispiel „Sexting“ das heikle Thema
zur Sprache und setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen mit einem viel diskutierten Phänomen – dem Versenden von intimen Aufnahmen via Smartphone und Co – auseinander.
Vortrag von Frau Ursi Zeilinger
Diplom-Medienpädagogin, Redakteurin, Dozentin und Referentin des SWR
„Medienwelten der Kinder“ - Überblick über die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen"
Der Umgang mit Medien ist für viele Kinder selbstverständlich - von klein
auf nutzen sie Apps, verschicken Selfies und vernetzen sich über WhatsApp, Musical.ly
und Instagram. Welche Medien nutzen Kinder? Was ist der Reiz der
sozialen Netzwerke? Wo liegen Chancen und wo Gefahren?
Was geschehen ist, ist geschehen …
Der 10. Rastatter Fachtag „Geschichten erzählen – Geschichten, die zählen!“ den das Team des AK „Kinder haben Rechte“ (Ulrike Fritsch und Uschi Böss-Walter von Feuervogel e.V., Tatjana Kleehammer vom Fachbereich Jugend, Familie und Senioren Kundenbereich Kindertagesbetreuung der Stadt Rastatt, Sabrina Schröder, „Besondere Soziale Dienste - Jugendarbeit und Jugendschutz im Landkreis“ auch 2017 wieder verantwortet, konnte unter der Schirmherrschaft von Landrat Jürgen Bäuerle und den stärkenden Grußworten der Regierungspräsidentin Nicolette Kressl am vergangenen Donnerstag erfolgreich durchgeführt werden.
110 Fachkräfte aus sozialen, therapeutischen Berufen und einige in Ausbildung befindliche Erzieher*innen nutzen die Gelegenheit, sich noch besser zu qualifizieren für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Prof. Dr. Barbara Kavemann eröffnete die Tagung mit der Präsentation ihrer wissenschaftlichen Forschung „Erinnern, Schweigen und Sprechen nach sexueller Gewalt in der Kindheit“ - Ergebnisse einer Interviewstudie mit Frauen und Männern, die als Kind sexuelle Gewalt erlebt haben. Als berufenes Mitglied in die „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland“ hob sie hervor: „Mir ist wichtig, dass unsere Gesellschaft neben dem Leid und Unrecht auch die Stärke und Überlebenskraft vieler Betroffener anerkennt“.
Sie betont des Weiteren: „Der Prozess der Aufarbeitung betrifft uns alle. Die Gesellschaft muss sich damit auseinandersetzen, dass sie in der Vergangenheit unwissend war oder vielfach weggesehen und geschwiegen hat. Wir können einen Weg aufzeigen, wie sie sich ihrer Mitverantwortung stellen und dazu beitragen kann, dass sexueller Missbrauch geächtet und in Zukunft wirksamer verhindert wird.“
MariaAndrea Winter, die seit vielen Jahren im Rastatter Selbsthilfenetzwerk aktiv ist und die im Frühjahr 2017 am 1. Bundesweiten Hearing zur Aufklärung des sexuellen Kindesmissbrauchs in der Familie teilnahm, erzählte anschließend ihre ganz persönliche Geschichte. “Als Kind dachte ich, dass ich die einzige bin, der das passiert. Heute weiß ich, es gibt viele. Heute kann ich darüber sprechen und andere dazu ermutigen, sich Hilfe zu holen.“
Die Motivation, ihre Geschichte zu erzählen, war klar und eindeutig. Und so berührte sie die
Tagung mit ihren ganz besonderen Worten:
"Egal wie schwer es sich gestaltet, hört nicht auf, daran zu glauben, dass es eine gute Entwicklung für uns alle geben kann! Denn wir sind trotz unserer Geschichte kompetente, mutige und wertvolle Menschen!"
Mit ihrer ganz praktischen Einführung in die„Body2Brain“- und die EMDR Methode zeigte Frau Dr. Croos-Müller den Fachkräften Möglichkeiten zum Umgang mit belastenden Erlebnissen bei sich selbst und in der Arbeit. Ihr Motto heißt „Alles, was uns glücklich macht, hilft uns, schwierige Zeiten besser zu überstehen.“ Frau Croos-Müller forderte die Teilnehmer*innen auf: „Was geschehen ist, ist geschehen. Seien Sie lebensmutig und zuversichtlich! Fühlen Sie sich als Teil der Menschheit mit Verantwortung für eine gute Gegenwart und lebenswerte Zukunft! Stärken Sie sich, um negative Einflüsse und destruktive Menschen zu überwinden.“
Die Tagung beschloss ein lebendiger interaktiver Vortrag von Jacqueline Frittel, Theaterpädagogin und Leiterin des neuen Rastatter Jugendtheaters „Phönix“. Sie zeigte am Beispiel eines interkulturellen Theaterprojekts mit 10 Mädchen, welche große transformative Kraft im Zusammentreffen verschiedener Kulturkreise steckt.
„Was geschehen ist, ist geschehen…Alles wandelt sich. Neu beginnen - Kannst du mit dem letzten Atemzug.“ Der Brechtsche Gedanke wird am Ende der Tagung zur kraftvollen Aufforderung, aufmerksam zu sein und sich gegenseitig in dieser wichtigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu unterstützen.