Alle Berufsgruppen im sozialen Bereich können in die Situation kommen, mit dem Thema sexueller Missbrauch konfrontiert zu sein.
Intervention beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch ist ein komplexer Vorgang. Psychologische, pädagogische, juristische Kenntnisse und die Vernetzung verschiedener Berufsgruppen sind erforderlich, um eine Intervention überlegt durchführen zu können.
Voraussetzung ist es auch, dass ich mir als HelferIn meiner eigene Einstellungen und Gefühle zu den Themen Sexualität, Rollenbilder und sexuellem Missbrauch bewusst bin und weiß, wo meine persönlichen Grenzen liegen.
Der kindzentrierte Ansatz eines Hilfeplans stellt das Kind in den Mittelpunkt des Hilfeprozesses. Alle Hilfen und Entscheidungen müssen von der Fachkraft gemeinsam mit dem Kind besprochen und entwickelt werden. Die Verantwortung für die Entscheidung obliegt jedoch der Fachkraft.
Das erste Ziel dabei ist es das betroffenen Kind zu schützen.
Der oberste Grundsatz heißt „Ruhe bewahren“.
Der Verdacht auf sexuellen Missbrauch löst viele Gefühle aus: Anteilnahme, Angst etwas falsch zu machen, Wut auf den möglichen Täter, Unsicherheit, Druck möglichst schnell Hilfe zu holen.
Unüberlegtes und übereiltes handeln, über den Kopf des Kindes hinweg hat leider schon oft zu einer zweiten Traumatisierung des Kindes geführt und/oder einen Schutz des Kindes unmöglich gemacht hat.
Wichtig ist es ruhig und besonnen zu bleiben und die eigenen Gefühle und Handlungsimpulse zu ordnen.
Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen liegt dann vor, wenn ein Erwachsener seine Macht, das Vertrauen und die Unwissenheit des Kindes benutzt um die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Tat ist geplant, der Missbrauch geht häufig über Jahre hinweg. Der Täter kommt aus dem Nahbereich des Kindes. Die Opfer unterliegen einer strengen Geheimhaltungspflicht.
Es gibt keine eindeutigen Symptome für Missbrauch. Alle Verhaltensauffälligkeiten können, müssen aber nicht Hinweis auf Missbrauchserfahrungen sein. Diese können körperliche Symptome, emotionale oder psychische Symptome, oder sexualisiertes Verhalten oder Hinweise aus der Familiendynamik sein.
Sexueller Missbrauch findet sowohl in der Familie als auch im sozialen Umfeld statt. Informationen aus dem Umfeld des Kindes sind dabei sehr wichtig, um einen möglichst umfassenden Einblick in die Lebenssituation des Kindes zu bekommen.
Das Vorliegen einer eindeutigen Aussage eines Kindes ist selten.
Gespräche mit dem Jungen/dem Mädchen
Das Mädchen oder der Junge wird sich einer Person nur anvertrauen, der sie/er vertraut.
Wichtig ist, dass das Kind Ihre Bereitschaft spürt zuzuhören. Drängen sie das Kind nicht zu einem Gespräch. Das Kind bestimmt mit wem und worüber es sprechen will.
Auf keinen Fall sollten dem Kind Schuldgefühle vermittelt werden. Verantwortlich für den Missbrauch ist der Täter.
Kooperation mit anderen Institutionen
Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, dürfen Sie nicht nur, sondern müssen Sie mit anderen Fachleuten kooperieren. Sinnvoll ist es alle Institutionen, die involviert sind, an einen Tisch zu holen, um unterschiedliche Erfahrungen zusammenzutragen, Verantwortlichkeiten abzuklären und Absprachen zu treffen.
Gespräch mit der Mutter/dem Vater
Sprechen Sie gegenüber Eltern nur über das veränderte Verhalten des Kindes. Klären Sie ab, ob das Kind zuhause ein ähnliches Verhalten zeigt. Vermitteln Sie die Eltern gegebenenfalls an eine Beratungsstelle.
Strafanzeige
Niemand ist zur Strafanzeige verpflichtet. Es sollte sorgfältig geprüft werden, ob dies im Interesse des Kindes ist. Auf jeden Fall sollte dann ein Rechtsbeistand für das Kind gesichert sein.
Informationen an die direkten Vorgesetzten
Informieren Sie die Vorgesetzten sobald wie möglich. Sie brauchen fachliche und rechtliche Absicherung. Tragen Sie die Verantwortung nicht allein.
Fachliche Beratung und Supervision
Holen Sie sich selbst frühzeitig Hilfe bei Fachberatungsstellen wie Feuervogel. Supervision kann Ihnen helfen ruhig und besonnen zu handeln.
Dokumentation
Halten Sie alles schriftlich und chronologisch mit Datum fest: Beobachtungen, Aussagen, Handlungsschritte,...