Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Schutz ihrer Würde, ihrer Persönlichkeitsrechte und ihrer Intimsphäre. Sie haben das Recht gefördert und beteiligt zu werden.
Sexuelle Gewalt verletzt in hohem Maße genau diese Rechte. Die traumatische Erfahrung sexueller Gewalt kann das Aufwachsen erheblich belasten und sich ein ganzes Leben lang stark belastend auf die seelische und körperliche Gesundheit, auf den beruflichen Erfolg und auf das Leben in Partnerschaften und Beziehungen auswirken.
Die Täter*innen gehen dabei oft sehr heimtückisch und strategisch vor. Sie suchen sich Situationen aus, die in-transparent sind. Sie zeigen nach außen ihr „nettes“ Gesicht und fördern gleichzeitig undurchsichtige Strukturen, lügen, betrügen und manipulieren.
Wie können wir nun Räume schaffen ohne sexuelle Gewalt? In den vergangenen Jahren hat sich aus den Erfahrungsberichten Betroffener und aus wissenschaftlichen Forschungsergebnissen herauskristallisiert, dass wir ebenso planvoll vorgehen müssen.
Jede Einrichtung mit Kindern und Jugendlichen braucht ein Schutzkonzept.
Viele haben sich inzwischen auf den Weg gemacht, Gefährdungen in der Einrichtung analysiert und Konzepte erstellt.
Wie können wir diese Konzepte so gestalten, dass sie auch gelebt werden?
Und vor allem wie werden Kinder und Jugendliche an dem Prozess beteiligt?
Die Kinder und Jugendlichen selbst können uns nämlich am besten sagen, wo und unter welchen Bedingungen sie sich wohl und sicher fühlen!
Wie schaffen wir es, Kindern und Jugendliche eine Stimme zu geben, damit sie sich an der Ausgestaltung ihrer Lebensräume beteiligen können und sich wirkungsvoll über Missstände beschweren können.
Wie schaffen wir es Wahlmöglichkeiten und Auswege aus gefährlichen Situationen herzustellen?
Mit diesen Fragen möchten wir uns am diesjährigen Fachtag beschäftigen und haben dazu namhafte Expert*innen aus der Forschung und aus der Praxis eingeladen.
Programm 05.12.2019
9 Uhr Begrüßung
Grußwort des Schirmherren
Landrat Toni Huber
9.30 – 11.00 Uhr Christopher Ott, Badische Sportjugend
Hinschauen, Abwägen, Handeln.
Präventions- und Schutzkonzepte im
organisierten Sport
Mit der Münchner Erklärung im Jahre 2010 hat
sich der organisierte
Sport in Deutschland in zunehmendem Maße dem Kinder- und Jugendschutz, insbesondere der Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt, angenommen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Maßnahmen und
zeigt die Entwicklungen der vergangenen Jahre auf.
11.00r-11.20 Uhr Pause
11.20 - 12.50 Uhr Prof. Dr. Mechthild Wolff
Schutzkonzepte als machtsensible und partizipative Lernprozesse
Die Kinder- und Jugendeinrichtungen machen sich auf den Weg Schutzkonzepte und mehr Handlungssicherheit für Professionelle aufzubauen. Das Ziel ist es, sexuellen Missbrauch vorzubeugen und auch schon die schwachen Signale von Kindern früh zu erkennen. Dazu werden einrichtungsspezifische präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Machtmissbrauch nachhaltig verankert. Die Akteur*innen in einer lernenden Organisation überlegen gemeinsam, wie sie die Rechte der anvertrauten Kinder und Jugendlichen garantieren können. Die Herstellung von Schutz muss dabei eng an eine Kultur des Sprechens und an die Beteiligung von Fachkräften, Eltern, Kindern und Jugendlichen gekoppelt werden.
Im Vortrag werden Schutzkonzepte gerahmt und begründet und Beispiele für deren Nutzen in Fachteams aufgezeigt.
13.00 -14.00 Uhr Mittagessen
14.00 – 16.00 Uhr Impulse für die praktische Arbeit
Workshop 1 „Kinderschutz in Kindertageseinrichtungen - Chancen und Hürden bei der Umsetzung“
Anette Roth und Nadine Daniel (Amalie-Struve-Kinderschule Rastatt), Lidia Manuel und Marlene Richter (BIBER Rastatt)
Vorstellung des Erarbeitungsprozesses sowie der Umsetzung eines Kinderschutzkonzeptes in den Kitas der Stadt Rastatt und des Präventionsprojektes „Starke Kinder Kiste“ der Karlsruher Stiftung
Hänsel+Gretel und des Kieler Petze Institut
Workshop 2 “Irmi und das Nein“
Christine Theberath, Voll-das-Theater
Christine Deschènes, Polizeidirektion Offenburg
Szenische Vorstellung des Präventionstheaters für Vorschulkinder und Erste Grundschulklassen, der Präventionsinhalte und des Elternabends:
Irmi und das NEIN- gemeinsam Kinder stark machen damit sie ihre eigenen Grenzen setzen und ihrem Bauchgefühl vertrauen dürfen.
Workshop 3 „Herzklopfen -
Beziehungen ohne Gewalt“
Prävention von körperlicher und seelischer Gewalt in Paarbeziehungen
ein Projekt der Tübinger Vereine PfunzKerle e.V. und Tima e.V.
Timo Gögel (Dipl. - Päd.), PfunzKerle e.V., Fachstelle Jungen- und Männerarbeit Tübingen
Das geschlechtersensible Projekt „Herzklopfen“ greift das Thema der Gewalt in Liebesbeziehungen auf. Es richtet sich an Mädchen und Jungen ab ca. 14 Jahren in Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen. Im Workshop wird es nach einer kurzen Beschreibung des Konzepts, den Hintergründen und Haltungen im Projekt die Möglichkeit zur Methoden-Selbsterfahrung geben.
Im Landkreis Rastatt und in Baden--Baden wird das Projekt vom Frauen- und Kinderschutzhaus Baden-Baden u. LKR Rastatt in Kooperation mit der Polizeidirektion Offenburg angeboten.
Workshop 4 „Gefährdungsanalysen als Start für ein Schutzkonzept –Beispiele und Methoden für die Praxis
Prof. Dr. Mechthild Wolff
Gefährdungsanalysen sind der Start für die Maßnahmenplanung zur Prävention, Intervention und Aufarbeitung im Kontext von Schutzkonzepten. Im Workshop werden praktische Methoden vorgestellt und Ideen ausgetauscht. Dazu gehört es sich bewusst mit tabuisierten Themen
u.a. Macht, Gewalt, Beschwerde, Sexualität auseinanderzusetzen.
16.15 17.00 Uhr Abschluss: „Präsentationen: 20 Bilder in 7 Minuten“
- Gefährdungsanalysen als Start für ein Schutzkonzept
- „Starke Kinder Kiste“ der Karlsruher Stiftung Hänsel+Gretel und des Kieler Petze Institut
- „Herzklopfen „Beziehung ohne Gewalt“ der Tübinger Vereine PfunzKerle e.V. und Tima e.V.
- „Irmi und das Nein“ von Christine Theberath und dem Polizeipräsidium Offenburg
- „Clevere Spürnasen im Netz“ der Beratungsstelle Feuervogel
Referent*innen:
Christopher Ott, Master of Arts Systemische Beratung, Bachelor of Arts Soziale Arbeit
Bildungsreferent bei der Badischen Sportjugend Freiburg, Sport und Soziales.
Ansprechpartner für Prävention und Intervention sex. Gewalt im Sport
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelischen Hochschule Freiburg
Prof. Dr. Mechthild Wolff
Studiengangsleiterin BA Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe an der Hochschule
Landshut, Mitherausgeberin der Lehrbuchreihe Studienmodule Soziale Arbeit bei Beltz
Juventa, Leiterin der Forschungsgruppe „Kinderschutz in Institutionen an der Hochschule
Landshut.
Timo Gögel (Dipl. - Päd.)
PfunzKerle e.V., Fachstelle Jungen- und Männerarbeit Tübingen
War 2009 an der Entwicklung des Projektes "Herzklopfen" beteiligt.
Seit 2016 für den Arbeitsbereich Jungenarbeit verantwortlich.
Seit 2018 Weiterentwicklung der "Herzklopfen"-Konzeptes für die Zielgruppe junger
Menschen mit Fluchterfahrung im Projekt "Love Needs Respect".
Christine Theberath
Erzieherin und Fachwirtin für Organisation und Führung, selbst Mutter von zwei Kindern
Seit 2013 als freischaffende Künstlerin tätig
Hat 2014 gemeinsam mit dem Präventionsverein Lebenswertes Murgtal e.V., dem Polizeirevier Gaggenau und dem Polizeipräsidium Offenburg Referat Prävention das Interaktive Puppentheaterstück „Irmi und das Nein“ gegen sexuellen Missbrauch von
Kindern für Vorschulkinder und Erstklässler entwickelt und ist seither in der ganzen Region
Damit erfolgreich.
Anette Roth und Nadine Daniel (Amalie-Struve-Kinderschule Rastatt), Lidia Manuel und
Marlene Richter (BIBER Rastatt)
Mitarbeiterinnen der Stadt Rastatt,
sind beteiligt bei der Entwicklung des Schutzkonzeptes für Kitas der Stadt Rastatter, setzen das Präventionsprojekt der „Starken Kinder Kiste“ der Karlsruher Stiftung
Hänsel+Gretel und des Kieler Petze Institut in den städtischen Kitas in Rastatt um.